Studium Integrale Journal - Home Studium Integrale Journal 5. Jg. Heft 2 - Oktober 1998

Ausgabe: 5. Jg. / Heft 2 (Oktober 1998)

Cover von Studium Integrale Journal 5. Jg. / Heft 2 Oktober 1998





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Streiflichter

Editorial

In der letzten Ausgabe von Studium Integrale Journal wurde die sog. "Message-Theorie" von Walter J. ReMine vorgestellt. Ein wesentlicher Teil dieser Theorie besagt, daß einerseits die Lebewesen in einem so großen Ausmaß Ähnlichkeiten aufweisen, daß sie zwingend auf einen gemeinsamen Ursprung zurückzuführen sind. Andererseits treten aber auch Unterschiede auf, die so groß sind, daß es nicht möglich erscheint, sie durch bekannte evolutionäre Prozesse zu überbrücken. So erlaube beispielsweise das Ähnlichkeitsmuster der Lebewesen eine hierarchische Klassifikation, die in eine Stammbaumdarstellung mit gemeinsamem Ursprung "übersetzt" werden kann, doch zeigen sich bei dieser Übersetzung in der Regel gravierende Konvergenzen. Das heißt, das Ähnlichkeitsmuster ist so gestaltet, daß - wie immer Stammbäume konstruiert werden - die Schlußfolgerung unvermeidlich ist, daß komplexe Strukturen mehrfach unabhängig entstanden sein müssen. Dies ist evolutionstheoretisch umso problematischer, je häufiger Konvergenzen postuliert werden müssen und je komplexer sie sind.

Nicht viel anders stellt sich die Situation bei vergleichenden Studien fossiler Hominiden dar, wie Sigrid Hartwig-Scherer erläutert. Wenn (mangels Alternativen) die ausgestorbenen Menschenaffengruppe der Australopithecinen als Vorfahren des Menschen interpretiert werden, folgt auch hier daraus die Annahme umfangreicher Konvergenzen - und zwar entweder kompletter Schädelkonstruktionen oder ganzer postkranieller Skelette. Das widerspricht evolutionstheoretischen Erwartungen.

Über den frühen Menschen sind weitere unerwartete Befunde veröffentlicht worden. So hat sich Homo erectus inzwischen als Seefahrer entpuppt. Eine solche Fähigkeit war nur mit einem effektiven Kommunikationssystem möglich, das man dieser Menschenform bisher nicht zugetraut hatte. Aus diesem Grund wurden entsprechende Hinweise lange ignoriert, wie Michael Brandt berichtet. Durch diese Befunde vergrößert sich die Kluft zwischen dem Menschen und den evolutionstheoretisch angenommenen Vorfahren (Australopithecinen und ähnliche Formen) zusehends. Diese Entwicklung wird auch durch neue Gehirnvolumenbestimmungen fossiler Hominiden bestätigt, wonach sich gezeigt hat, daß Gehirngrößen der Australopithecinen zu groß bestimmt worden sein könnten. Weitere Untersuchungen sind im Gange, auf deren Ergebnisse man gespannt sein kann.

In einem paläobotanischen Beitrag stellt Reinhard Junker die hauptsächlich aus dem Karbon bekannten Bärlappbäume vor. Diese auch als Schuppen- und Siegelbäume bezeichneten Gewächse wiesen eine einzigartige Anatomie auf, die von der anderer Baumgestalten deutlich verschieden war. Viele anatomische Eigentümlichkeiten sind nur verständlich unter der Annahme, daß diese Bäume auch einen ungewöhnlichen Lebensraum besaßen, nämlich die Oberfläche von Gewässern. In einem zweiten Teil (nächste Ausgabe) soll auf stammesgeschichtliche Aspekte eingegangen werden.

Ein Beispiel katastrophischer Vorgänge in der Erdgeschichte schildert Manfred Stephan. Der ins Obermiozän (Jungtertiär) datierte Meteoriteneinschlag, der zur Bildung des Nördlinger Rieses führte, hatte gemäß einer Hypothese von Erwin Rutte katastrophale Folgen auch im Gebiet der heutigen Schwäbischen Alb, des Schwarzwaldes, des Hegaus und der Nordschweiz. Geologische Indizien sprechen dafür, daß die dem Ries-Impakt folgenden Abtragungs- und Sedimentationsprozesse gewaltig waren und schnell abgelaufen sind.

In seinem Folgebeitrag über die Datierung archäologischer Proben mittels Radiokarbon (14C) erläutert Uwe Zerbst die Prinzipien der Kalibrierung von 14C-Altern mittels Baumringmethode (Dendrochronologie). Die Baumringmethode gilt als ausgesprochen exakt, insbesondere deshalb, weil in der Vergangenheit unabhängig entstandene Baumring-Chronologien zu identischen Ergebnissen führten. Der Autor setzt sich vor dem Hintergrund berichteter Diskrepanzen mit historischen Chronologien mit diesem Argument kritisch auseinander. Die Diskussion wird mit einem weiteren Beitrag in der nächsten Ausgabe von Studium Integrale Journal fortgeführt.

Es lohnt sich also, mit uns "am Ball zu bleiben".

Ihre Redaktion Studium Integrale Journal



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