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Michael Brandt

Wie alt ist die Menschheit?

Demographie und Steinwerkzeuge mit überraschenden Befunden

Vorwort des Autors zur 5. Auflage

Nach der Erstveröffentlichung 2006 liegt nun bereits die fünfte Auflage von „Wie alt ist die Menschheit?“ vor. In der dritten Auflage wurden geringe inhaltliche Erweiterungen und Aktualisierungen vorgenommen, die vierte Auflage war ein Nachdruck. Für die fünfte Auflage wurde das Buch stark erweitert. Dies spiegelt sich im Umfang durch eine fast um die Hälfte angewachsene Seitenzahl wider. Dabei sind neben überarbeiteten und erweiterten Abschnitten, in denen zahlreiche neue Facharbeiten berücksichtigt wurden, auch neue Abschnitte in das Buch aufgenommen worden. In diesen zusätzlichen Abschnitten werden Fragen zur effektiven Populationsgröße und ihrer demographischen Bedeutung (1.2.2), die Supereruption des Toba (bisher in einer Fußnote) (6.2.1.1), grundsätzliche demographische Einwände gegen Weltbevölkerungszusammenbrüche im Paläolithikum (6.2.1.2), Kannibalismus (6.2.4) und Zusammenhänge zwischen Bevölkerungsdichte und kultureller Entwicklung (6.3.4) diskutiert.

In Teil II wird in Kap. 8 auf Steinwerkzeuge im Tertiär und in Teil III in Kap. 3 auf die Konsequenzen dieser Funde im Rahmen des Gesamtthemas eingegangen.

Gegenüber der Vorauflage neu sind auch acht Anhänge mit Zusatzinformationen und thematischen Vertiefungen zum Teil I aufgenommen worden, unter anderem aktuelle Forschungsergebnisse aus der Genetik zu Vermischungen von archaischen und modernen Menschen und ein Beispiel für eine unveränderte Steinwerkzeugkultur nahezu während der gesamten Menschheitsgeschichte. Anhang 6 ist der bisherige Exkurs von Kap. 3.

Außerdem gibt es eine didaktische Neuerung: Prägnante Aussagen und zusammenfassende Ergebnisse der Texte sind gut sichtbar hervorgehoben. Dadurch kann dem Argumentationsfluss des Buches noch besser gefolgt werden. Nichts geändert hat sich jedoch am Diskussionsstand des Buches: Nach wie vor sind dem Autor bis heute aus fachwissenschaftlichen Kreisen keine grundlegenden kritischen Einwände zu den vorgelegten Argumenten bekannt geworden.

Dresden, im Januar 2015
Michael Brandt

Einleitung

Das Alter der Menschheit wird allgemein auf etwa 2 Millionen Jahre geschätzt. Diese Altersangabe basiert auf radiometrischen Datierungen der geologisch ältesten bekannten Knochenüberreste des echten Menschen.

In Vergleich mit der nur einige tausende Jahre währenden Zivilisationsgeschichte stellt die Millionen Jahre umfassende Vorgeschichte der Menschheit eine ungeheuer lange Zeitepoche dar – ein Sachverhalt, der immer wieder großes Erstaunen hervorruft. Falls die radiometrischen Datierungen die Realität wiedergeben, müssen unabhängige Altersabschätzungen ähnliche Altersangaben hervorbringen.

Zwei Themen bieten sich für diese Untersuchung an: die Geschwindigkeit des Bevölkerungswachstums und die Menge an hinterlassenen Steinwerkzeugen. Wissenschaftliche Untersuchungen zu diesen beiden Themen sind nur spärlich vorhanden und haben in der populären Literatur bisher nahezu kein Echo gefunden.

Teil I dieses Buches beleuchtet die Lebensbedingungen, insbesondere die Ernährungssituation in der Steinzeit und stellt Vergleiche mit heutigen Jäger- und Sammlervölkern an, deren Bevölkerungswachstumsraten bekannt sind.

Teil II widmet sich den hinterlassenen Steinwerkzeugmengen aus der Altsteinzeit und vergleicht sie mit Herstellungszahlen heutiger Steinkulturen. Außerdem werden bekannte und zu erwartende Fundplatzzahlen diskutiert.

Abschließend werden die Ergebnisse von Teil I und II zusammengefasst und bewertet. Auf der gewonnenen Datenbasis wird die Plausibilität einer 2 Millionen Jahre dauernden Menschheitsgeschichte kritisch diskutiert und ein alternativer Kurzzeitrahmen begründet, der den Befunden aus Demographie und Archäologie weitaus besser gerecht wird.

Inhalt

Einleitung
Teil I: Bevölkerungsentwicklung und das Alter der Menschheit
1. Entwicklung der Weltbevölkerung
1.1 In historischer Zeit
1.2 In der Steinzeit
Rätselhaft niedriges Bevölkerungswachstum im Paläolithikum
2. Demographische Eckdaten anhand von Skeletten bestimmbar?
2.1 Geburtenrate
2.2 Lebenserwartung
2.3 Ergebnis
3. Lebensverhältnisse in der Steinzeit
3.1 Ernährungssituation – Theoretische Überlegungen und Fundplatzüberreste
3.1.1 Rangordnungen der Nahrungsquellen bei Wildbeutern
3.1.2 Hochwertige Nahrung im Paläolithikum
3.1.3 Bevölkerungsentwicklung und Verschiebung der Nahrungsquellen
3.1.4 Schlechte Ernährung der frühen Bauern
3.2 Körpergröße und Lebensqualität
3.3 Krankheiten bei Wildbeutern und frühen Bauern
3.3.1 Epidemiologische Überlegungen
3.3.2 Bestätigung durch Skelettuntersuchungen
3.4 Zahnschmelzdefekte als Hinweis auf die Lebensqualität bei Frühmenschen und lebenden Wildbeutern
3.5 Zusammenfassung
EXKURS: Gibt es ein osteologisches Paradoxon?
4. Lebensbedingungen und Demographie heute lebender Wildbeuter
4.1 Allgemeines
4.2 Ernährung
4.3 Körpergröße
4.4 Demographische Eckdaten
5. Lebende Wildbeuter als paläolithische Modellbevölkerung
5.1 !Kung als Modell?
5.1.1 Gibt es einen Überlebensvorteil kleiner Familien?
5.1.2

Lebensgewohnheiten als Erklärungsversuch – Mangelzustände und körperliche Aktivität

5.1.3

Unfruchtbarkeit durch Geschlechtskrankheiten
Der „Afrikanische Infertilitätsgürtel„
Geschichte der Geschlechtskrankheiten in Zentralafrika
Geschlechtskrankheiten als Ursache der geringen Fruchtbarkeit – Einwände und Gegenargumente

5.2 Ache als Modell
6.

Bevölkerungsentwicklung heute und in der Steinzeit – Probleme und Erklärungsversuche

6.1 Unrealistische demographische Parameter bei Nullwachstum
6.2 Entkräftete Erklärungsversuche
6.2.1 Häufige Kindstötung weltweit und über Jahrhunderttausende?
6.2.2 Unzählige Weltbevölkerungszusammenbrüche?
6.2.2.1 Ernährungssituation der paläolithischen Welt
6.2.2.2 Krankheiten allgemein
6.2.2.3 Fruchtbarkeitsmindernde Krankheiten doch als Lösung?
6.2.2.4 Kriegerische Auseinandersetzungen
6.2.2.5 Resümee
6.2.3 Angeborene Subfertilität der Frühmenschen als Lösung?
6.3 Zusätzliche Schwierigkeiten
6.3.1

Minimales Wachstum noch problematischer als stabile Bevölkerung

6.3.2

Verstreute konstante Kleingruppen mit hoher Aussterbewahrscheinlichkeit

6.3.3 Jahrhunderttausende ohne kulturell-technische Entwicklung
6.3.4

Größeres Bevölkerungswachstum bei schlechteren Lebensbedingungen

6.3.5

Einführung der Landwirtschaft: Gleichzeitiger Zieleinlauf bei unterschiedlichem Start

6.4 Ergebnis
Teil II: Steinwerkzeuge und das Alter der Menschheit
1. Haltbarkeit von Knochen und Artefakten verschiedener Materialien
2. Steinwerkzeugmengen im Paläolithikum
2.1 Combe Grenal – Paradefundplatz für eine Werkzeugmengenabschätzung
2.2 Abschätzung von Fundmengen
2.2.1

Asien
China
Indien
Westasien

2.2.2

Europa
Deutschland
Südfrankreich/Nordspanien
England – besterforschtes Paläolithikum der Welt

2.2.3 Afrika
2.2.4 Resümee
3. Steinwerkzeugmengen bei Wildbeutern
3.1 Beispiele aus jüngerer Zeit und aus dem Paläolithikum
3.1.1 Rezente Wildbeuter in Australien
3.1.2 Subrezente Wildbeuter aus der Arktis
3.1.3

Jungpaläolithische Wildbeuter Deutschlands und Frankreichs
Eselsburger Tal bei Heidenheim
Abri Pataud

3.1.4 Bilanz
3.2 Hochrechnungen für das Paläolithikum
3.3 Resümee
4. Siedlungsplätze in Mitteleuropa – Erwartung und Wirklichkeit
4.1 Bekannte Fundplätze
4.2 Zu erwartende Fundplätze
4.3 Erklärungsversuche und Gegenargumente
4.4 Bilanz
5. Strittige Jahrhunderttausende und fehlende Hinterlassenschaften
6. Das Phänomen der paläolithischen Siedlungsstabilität
7. Wenige und gleichzeitige Begehungen von Höhlenstationen in Jahrtausenden
8.

Ausblick: Steinwerkzeuge im Tertiär

Teil III: Daten fordern drastische Verkürzung der Menschheitsgeschichte
1. Ungelöste Probleme
2. Lösung
3. Tertiäre Steinwerkzeuge: Verschärfung des Problems im Langzeitrahmen
Anhänge (zu Teil I)
A1. Abschätzungen der paläolithischen Bevölkerung regional und kontinentweit
A2. Zur Landwirtschaft hin und wieder zurück
A3. Körpergrößenänderung in historischer Zeit im nördlichen Europa
A4. Körpergröße der Menschen in der Steinzeit
 
4.1 Altpaläolithikum (Frühe Altsteinzeit)
4.2 Mittelpaläolithikum (Mittlere Altsteinzeit)
4.3 Jungpaläolithikum (Späte Altsteinzeit)
  Flores-Mensch
4.4 Mesolithikum (Mittelsteinzeit)
4.5 Neolithikum (Jungsteinzeit)
A5. Tuberkulose vor der Jungsteinzeit entstanden?
A6. Gibt es ein osteologisches Paradoxon?
A7. Vermischung von modernen und archaischen Menschen
 
7.1 Fossile Hinweise
 
7.1.1 Kreuzungen zwischen Neandertalern und dem modernen Menschen
7.1.2 Weitere archaisch-moderne Merkmalsmischungen
7.1.3 Mischformen ohne anatomischen Merkmalsmix?
7.2 Genetische Hinweise
 
7.2.1 Neandertaler
7.2.2 Frühmoderner Mensch aus Westsibirien
7.2.3 Denisova-Mensch aus Sibirien
7.2.4 Homo heidelbergensis aus Spanien
7.2.5 Heutiger Mensch mit Erbgut unbekannter Menschenformen
A8. Nichtkatastrophische Erklärungen der großen genetischen Ähnlichkeit des heutigen
Menschen
A9. Urtümliche Steinwerkzeuge unverändert während der gesamten Menschheitsgeschichte
  Uniforme Steinwerkzeugherstellung 1 Million Jahre auf der Insel Flores
  Homo erectus benutzte ähnliche Werkzeuge in Afrika
  Ähnliche Steinwerkzeuge des späten Homo sapiens
Danksagung
Literaturverzeichnis

Bestellhinweis
 
5. Auflage 2015
Format: 16,5 x 24; Hardcover
235 Seiten, 45 Abb., 31 Tab.
 
14,95 EUR [D] / 15,40 EUR [A] / 22,50 SFr
 
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