Die Ordnung der Organismen in hierarchischen Klassifikationssystemen ist eine Grundlage der Biowissenschaften. Obwohl die Taxonomie die älteste Teildisziplin der Biologie ist, konnte über die Abgrenzung von taxonomischen Kategorien bis heute keine Einigkeit erzielt werden. Dies gilt nicht nur für höhere Kategorien wie Gattung, Familie oder Ordnung, sondern auch für die Art, wie die gegenwärtige Auseinandersetzung deutlich zeigt. Für Begriffe, mit denen der Biologe täglich umgeht existieren demnach keine allgemein akzeptierten Definitionen.
Die Autoren von Typen des Lebens machen auf die hin und wieder zwar vorgeschlagene, aber bisher wenig beachtete Möglichkeit aufmerksam, Verwandtschaftskreise experimentell überprüfbar durch zwischenartliche Kreuzungen zu charakterisieren. Die darauf aufbauende, morphogenetisch begründete Grundtyp-Kategorie läßt sich nicht generell mit einer gebräuchlichen Klassifikationsebene gleichsetzen, ist aber der Spezies-Kategorie übergeordnet und liegt bei den bisher untersuchten Organismen zwischen Gattung und Familie. Darüber hinaus zeigt sich, daß durch die taxonomische Kategorie des Grundtyps sehr klar voneinander abgegrenzte Gruppen erfaßt werden.
Artbegriffen liegt gewöhnlich die Annahme zugrunde, daß Artbildung mit Höherentwicklung korreliert sei. Im Gegensatz dazu werden die Merkmalsverteilungen innerhalb der Artenfächer einzelner Grundtypen im Rahmen der Hypothese genetisch polyvalenter Stammformen gedeutet, aus denen durch Artbildungsprozesse speziell angepaßte, aber genetisch weniger flexible Nachkommen entstanden sind.
Im vorliegenden Band werden 14 Grundtypen aus unterschiedlichen Tier- und Pflanzengruppen postuliert einige weitere werden vorläufig vorgeschlagen. Diese Datenbasis ist noch nicht ausreichend breit, um darauf aufbauend als Verallgemeinerung die Kategorie des Grundtyps in die Taxonomie einführen zu können. Die neue Kategorie ist eine Arbeitshypothese, die durch zahlreiche, bisher noch nicht ausgewertete Hybridisierungsdaten aus der Literatur sowie durch gezielt ausgeführte Kreuzungsexperimente geprüft werden kann.