Anmerkungen

  1. Das deutsche Pendant ist die "Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften e.V." (GWUP) mit Sitz in Roßdorf. Ihr gehören viele namhafte Wissenschaftler an, wie z.B. Prof. Dr. Robert König, Justus-Liebig-Universität Gießen oder Prof. Dr. Dr. Gerhard Vollmer, TU Braunschweig. Vierteljährlich bringt der Verein eine eigene Zeitschrift, den Skeptiker, heraus. Nähere Informationen im Internet unter http://www.gwup.org/.
  2. Szientismus bedeutet im weitesten Sinne die Haltung der Wissenschaftsgläubigkeit. Demnach gibt es prinzipiell keine Fragen, die nicht mit den Methoden der (empirischen) Wissenschaften gelöst werden könnten. Wenn schon nicht sofort, dann sei die Lösung in weiterer Zukunft zu erwarten.
  3. Eine gut lesbare Einführung in die Wissenschaftstheorie und in ihre Problematik gibt A. F. Chalmers: Wege der Wissenschaft. Einführung in die Wissenschaftstheorie. Hrsg. und übersetzt von Niels Bergmann und Jochen Prümper. 3., durchges. Aufl. Berlin: Springer, 1994.
  4. Der Rationalismus ist die Denkweise der Aufklärung und teilt deren Optimismus, insofern er an eine unbegrenzte menschliche Erkenntniskraft glaubt, die sich über kurz oder lang alles Seienden geistig bemächtigen wird. Für den Rationalismus gibt es nur vorläufig, nicht aber grundsätzlich unlösbare Probleme. Rationalismus bezeichnet die Gesamtheit der philosophischen Richtungen, die auf verschiedene Art die Vernunft (die ratio), das Denken, den Verstand subjektiv, die Vernünftigkeit, die logische Ordnung der Dinge objektiv in den Mittelpunkt ihrer Betrachtung stellen.
  5. Diese Vorgehensweise entspricht dem Prinzip der ontologischen Sparsamkeit in der Wissenschaft, welches auf Wilhelm von Ockham (geb. um 1290) zurückgeht und als "Ockhams Rasiermesser" in die Methodenlehre der Wissenschaft und der Philosophie eingegangen ist. Kurz formuliert lautet es: "Ziehe niemals mehr [Annahmen, Argumente, Wesenheiten] heran, als [zur Erklärung] notwendig sind" (Hans Joachim Störig (1990) Kleine Weltgeschichte der Philosophie. 15., überarb. u. erw. Aufl. Stuttgart: Kohlhammer, S. 269).
  6. Als Wiener Kreis wird die philosophische Strömung des Neopositivismus bezeichnet. Er wurde von Moritz Schlick und einigen seiner Schüler begründet und trat 1929 mit der Programmschrift "Wissenschaftliche Weltauffassung - Der Wiener Kreis" hervor.
  7. Der Chaosbegriff ist etymologisch und begriffsgeschichtlich nicht eindeutig festzulegen. Er meint hier zunächst nur Strukturlosigkeit, der man mit einer gewissen Hilflosigkeit gegenübersteht, nicht dagegen die regellose Unordnung.
  8. Im Spannungsfeld von Naturwissenschaft und Religion geht es in erster Linie um eine Auseinandersetzung wissenschaftlicher Weltdeutung mit christlichem Glauben, in der explizit christliche Positionen deutlich zurücktreten. Die Naturphilosophie von Pierre Teilhard de Chardin gilt als eine umstrittene Ausnahme, christlich fundamentale (nicht fundamentalistische) Positionen als nicht akzeptabel. Die Impulse für eine Ablehnung religiöser Aussagen und ihre Relevanz für die Welt gehen allerdings weniger von den Naturwissenschaften an sich aus, sondern von wissenschaftsphilosophischen Überlegungen. So ist das 20. Jahrhundert mehrheitlich atheistisch bzw. agnostisch bestimmt. Bei Szcesny in München erschien z.B. ab 1963 eine eigene Buchreihe mit dem Titel "Club Voltaire: Jahrbuch für kritische Aufklärung", in der Artikel namhafter Wissenschaftler und Philosophen veröffentlicht wurden. Neuere Publikationen führen diese Linie mit manchmal heftiger Polemik, teilweise gepaart mit theologischer Unkenntnis, fort (vgl.: C.J. Lumsden & Edward O. Wilson (1983) "Das Feuer des Prometheus." München: Piper, oder Edgar Dahl (1993) Hrsg. "Die Lehre des Unheils. Fundamentalkritik am Christentum." Hamburg: Carlsen). Immer wieder bringen sich aber theologisch motivierte Deutungsversuche der modernen Welt neu ins Gespräch. Exemplarisch sei auf die Diskussion zwischen William L. Craig und Adolf Grünbaum verwiesen, in der es um die theistische Deutung des Standardmodells der Kosmologie geht (in: Philosophia naturalis 31 (1994) Heft 2). Seit wenigen Jahren schließlich scheint der Dialog zwischen Theologen und Wissenschaftlern wieder aufgenommen zu werden (vgl. Sigurd M. Daecke (1993) Hrsg. "Naturwissenschaft und Religion. Ein interdisziplinäres Gespräch." Mannheim: B. I.-Verlag, Hans Peter Dürr et al. (1997) "Gott, der Mensch und die Wissenschaft." Düsseldorf: Pattloch oder Fraser Watts (ed., 1998) "Science Meets Faith. Theology and Science in Conversation." London: Holy Trinity Church). Ein weltanschaulicher Gegesatz bleibt aber nach wie vor bestehen. Vergleiche dazu den Artikel: "Naturwissenschaftler und Religion in Amerika" von Edward J. Larson und Larry Witham, S. 74-78 und das Interview mit Bernulf Kanitscheider "Es hat keinen Sinn, die Grenzen zu verwischen", S. 80-83, beide in Spektrum der Wissenschaft, November 1999.
    An dieser Stelle muß erwähnt werden, daß es auch im christlichen Lager Positionen gibt, die sich durch polemisierende Unwissenheit auszeichnen. Pauschal wird dann der Wissenschaft Böswilligkeit in bezug auf die Gottesfrage unterstellt. Gerade die emotional betonte Gegensätzlichkeit naturalistischer und christlicher Weltsicht macht meist die entscheidende Schwierigkeit aus, die einem vernünftigen Dialog entgegensteht. Für die Darstellung der theologischen Probleme im aufgezeigten Spannungsfeld vgl.: Reinhard Junker: Leben durch Sterben? Schöpfung, Heilsgeschichte und Evolution. 2. Aufl. Stuttgart-Neuhausen: Hänssler, 1994 (Studium Integrale).
  9. Für eine gute Übersicht zum gegenwärtig allgemein akzeptierten Stand der Naturphilosophie vergleiche Bernulf Kanitscheider (1996) Im Innern der Natur: Philosophie und moderne Physik. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft. Dort besonders das Kapitel V (Natur und Übernatur).
  10. Die Metaphysik (vom griech.: meta = über, und physis = Natur) hat seit Aristoteles eine reiche Tradition und war nicht unumstritten. Es geht ihr um das Wesen der Welt, um das Göttliche und beinhaltet damit ein unüberprüfbares Element, was sie automatisch in einen Gegensatz zum Empirismus, Positivismus oder Rationalismus bringt. Von dort erfährt sie auch ihre harsche Kritik und gilt als unakzeptabel für eine naturwissenschaftlich orientierte, moderne Weltsicht.
  11. Kontingenz (von lat. contingere = sich ereignen, eintreten) ist in der philosophischen Tradition die Bezeichnung für die Bedingtheit alles Seienden, das nicht aus eigener "Wesensnotwendigkeit" existiert. In der Existenzphilosophie versteht man unter der Kontingenz des Menschen seine Zufälligkeit, sein Geworfensein in die Welt. Das Unerklärbare seines Daseins hinterläßt ein Gefühl der Unsicherheit oder des Ausgeliefertseins. Dieses Vakuum kann dann z.B. durch die Erfindung von Religion gefüllt werden.

Literatur

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